In Hamburg werden jährlich zwei Prozent aller Gebäude abgerissen. Dabei entstehen große Mengen an Bau- und Abbruchabfällen, unter denen sich auch wiederverwertbare Materialien befinden. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen setzen sich daher in einem gemeinsamen Antrag dafür ein, dass bei öffentlichen Gebäuden stärker auf diese Materialien Rücksicht genommen wird und nachhaltige Rückbaukonzepte, in der Fachsprache „Pre-Demolition-Audits“ genannt, zum Einsatz kommen. Ziel ist die Förderung der Kreislaufwirtschaft im Bausektor. Über den rot-grünen Antrag entscheidet die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer nächsten Sitzung am 13. März.
Dazu Martina Koeppen, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Hamburg: „Bauen muss günstiger werden. Allerdings sind einige dringend benötigte Baumaterialien knapp und damit sehr teuer. Materialknappheit ist einer der derzeitigen Preistreiber im Baugewerbe. Hier kann die Wiederverwertung von Baustoffen zum Beispiel bei Umwandlungen von Gebäuden einen Beitrag leisten. Dafür braucht es das Know-how, welche Materialien im Gebäude verbaut worden sind. Wir wollen, dass Hamburg mit gutem Beispiel vorangeht. Künftig soll anhand von öffentlichen Gebäuden geprüft werden, ob und wie sogenannte ‚Pre-Demolition-Audits‘ sinnvoll eingesetzt werden können. Zudem wollen wir mit einer Kampagne auf dieses verhältnismäßig neue Verfahren aufmerksam machen und Hilfestellungen geben, damit die Potenziale für einen kreislaufwirtschaftlichen Nutzen von Baumaterialien stärker genutzt werden können.“
Dazu Ulrike Sparr, Sprecherin für Kreislaufwirtschaft der Grünen Fraktion Hamburg: „Um wertvolle Ressourcen zu sparen, braucht es überall mehr Kreislaufwirtschaft – auch im Bausektor. Daher wollen wir dort, wo bisher oft nur die Abrissbirne gewütet hat, auf mehr Augenmaß und ‚Pre-Demolition-Audits‘ setzen. Diese Überprüfungen zeigen vor dem Abriss, welche wertvollen Stoffe und Ressourcen in einem Gebäude verbaut sind. Holzteile, Fenster, Stahlträger und anderes lassen sich so unter Umständen direkt wiederverwerten oder zumindest materialscharf trennen, sodass die Ausgangsstoffe recycelt werden können. Um Gebäude zudem durch Umnutzung oder Sanierung möglichst ganz vor dem Abriss bewahren zu können, benötigen wir die statischen Berechnungen. Darum wollen wir die turnusmäßige Vernichtung dazugehöriger Unterlagen in den Bauämtern stoppen. Mit solchen Konzepten folgt Hamburg nun Städten wie Amsterdam und Kopenhagen, die bereits ähnliche Ziele definiert haben. Diese Maßnahmen sind äußerst wichtig, um die Bauwirtschaft perspektivisch zu einer geschlossenen und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft umzubauen.“